Samstag, 10. Januar 2015

Die Haustechnik

Die Auswahl der geeigneten Haustechnik war für uns eine schwierige Entscheidung. Dieses Thema war anfänglich für uns ein Buch mit 7 Siegeln. Das man mit Öl heizen kann war bekannt, auch Gas und Fernwärme. Die Entwicklungen der letzten Jahre haben wir allerdings nie verfolgt. Warum auch? Für den Heizungskeller habe ich mich als Kind nie interessiert. Das wie und warum es warm ist hat mich ehrlicherweise nie beschäftigt.

Gussek bietet eine ganze Palette an Möglichkeiten an:

Auch dieses Thema kann an fachlich kompetenterer Stelle besser und ausführlicher behandelt werden. Für andere Gussek-Bauherren können unsere Gedanken vielleicht dennoch von Nutzen sein.

Nur soviel: Ölheizungen sind heutzutage beim Neubau unüblich. Nur 1% aller Neubauten nutzen Öl als Heizmittel. Gas ist die häufigste Wahl der Bauherren. Es ist im Gegensatz zu  erneuerbarer Energietechnik in der Anschaffung kostengünstiger. Ein weiterer Vorteil: Die Technik wurde durch die Brennwerttechnik weiterentwickelt und erreicht so einen hohen Nutzungs- und Effizienzgrad. Sie gilt mittlerweile als solide und ausgereift.

Wer partout auf fossile Energieträger - bspw. aus ökologischen Beweggründen - verzichten möchte oder muss, weil er einen hohen KfW-Effizienzhaus-Status anstrebt (KfW 55, 40, Passivhaus, Plus-Energiehaus) für den sind Wärmepumpen eine gute Wahl. Es gibt Sole/ Wasser-Wärmepumpen, Luft/ Wasser-Wärmepumpen, Abluftwärmepumpen und Lüftungsintegralgeräte. Den höchsten Wirkungsgrad haben die Erdwärmepumpen. Ursprünglich wollten wir eine Erdwärmepumpe wählen, weil diese unter den Wärmepumpen die höchste Effizienz aufweist. In unserem Neubaugebiet ist dies aufgrund von Sanierung der Grundwassers durch die Umweltbehörde  zur Zeit leider nicht möglich. Bei allen Wärmepumpen ist die COP-Zahl (Coefficient of Performance) und die JAZ (Jahresarbeitszahl) entscheidend. Je höher desto besser! Auf einen Gas-Anschluss kann man so verzichten.

Außerdem gibt es relativ neu auf dem Markt für Einfamilienhäuser Mini- bzw. Mikro-BHKWs (Blockheizkraftwerke). Ganz neu und im Grunde noch Zukunftsmusik sind die so genannten Brennstoffzellen, denen ein großes Potential seitens der Fachwelt vorausgesagt wird.

Falls man sich für eine Luft/ Wasser-Wärmepumpe oder eine Abluft-Wärmepumpe entscheidet, wird zwar kein Gas mehr benötigt, dafür allerdings viel mehr Strom, so dass das u.U. ein Nullsummenspiel sein kann. Rechnet man dann noch die höheren Anschaffungskosten dazu, kann das schnell zur Milchmädchenrechnung werden, bis sich die Investitionskosten amortisiert haben.

Wer hier eine Photovoltaikanlage installiert, kann die höheren Stromkosten für die Wärmepumpe zumindest teilweise auffangen. Photovoltaikmodule sind die letzten Jahre günstiger geworden. Allerdings ist die staatliche Einspeisevergütung sukkessive abgesenkt worden, so dass sich die Einspeisung in das öffentliche Netz nicht mehr rechnet. Sinnvoll ist es einen Batteriespeicher anzuschaffen. Dann kann man den Strom nutzen, wenn man ihn vor allem braucht, nämlich in den Abendstunden. Mit der Kombination Wärmepumpe und Photovoltaik + Speicherbatterie kann man sich weitestgehend von fossilen Energieträgern (Gas + Strom) unabhängig machen und die Betriebskosten minimieren. Allerdings sind vorab größere Beträge in die Hand zu nehmen!

Da wir eine Stadtvilla mit Walmdach bauen haben wir auf dem Dach keine ausreichende Belegfläche für Module. Die Garage ist auf der Nordseite positioniert, so dass auch auf dem Garagendach keine ausreichende Stromausbeute zu erwarten ist. Kurzum: Photovoltaik macht für uns keinen Sinn. Damit ist auch die Wirtschaftlichkeit einer Wärmepumpe fraglich. Die effizienteste WP, die Erdwärmepumpe geht bei uns momentan noch nicht und die anderen haben keinen ganz so hohen Wirkungsgrad und schlucken Strom ohne Ende...

Stromkasten von Hager



So haben wir uns für den soliden Standard einer Gasbrennwerttherme entschieden. Da beim Neubau immer erneuerbare Energien an Bord sein müssen, wird diese zusammen mit einem Solarsystem zur Warmwasseraufbereitung betrieben. Diese Kombination ist der heutige Standard im Neubau. Darunter geht  es idR nicht mehr. Die Vorschriften des Erneuerbaren Energien Gesetzes (EEG) werden 2016 nochmals um 25% verschärft. Unser KfW 70 Haus wird dann dem neuen Standard eines Niedrigenergiehauses entsprechen.

Da die Brennwerttechnik ausgereift ist und ein "Super-Duo" mit der Solarthermie bildet ist der Einspareffekt der Wärmepumpen dagegen nicht allzu hoch. 

Für niedrige Energiekosten sorgen u.a. in erster Linie die Zweischalige Außenwand und die dreifach verglasten Fenster. Hier sind Fertighäuser im Gegensatz zu konventionell gebauten Häusern im Vorteil, weil die sehr guten Dämmwerte aufgrund der Konstruktionsweise leichter erreicht werden können.

Das ganze wird durch eine Fußbodenheizung abgerundet. Diese verbraucht viel weniger Energie als klassische Konvektoren- oder Radiatoren-Heizkörper. Weitere Vorteile sind keine störenden Heizkörper im Wohnraum, so dass die Möblierung noch flexibler wird. Angenehmeres Raumklima und weniger Staubaufwirbelungen sind zwei weitere Pluspunkte. 
Sollten in ein paar Jahren die Wärmepumpen in der technischen Entwicklung noch weiter fortgeschritten sein, dann wäre beim regulären Austausch  der Gasbrennwerttherme nach 15 Jahren "Lebenserwartung" eine Wärmepumpe eine wieder zu prüfende Option.

Um technisch nach oben ohne Probleme ausbaubar zu sein, haben wir die Heizschlangen der Fußbodenheizung (gegen Aufpreis) enger verlegen lassen, so dass eine Wärmepumpe problemlos  übernehmen könnte.


Ein Problem entsteht mit der Dichtigkeit der Häuser. Die Presse spricht schon vom Dämmwahn. Neubauten benötigen ein Lüftungskonzept. Um schlechte Raumluft und mittelfristig Schimmelschäden zu vermeiden muss man täglich zwischen sieben- und zehnmal lüften. Wer macht das, zumal,  wenn man berufstätig ist? Außerdem wird durch das ständig notwendige Lüften die nahezu luftdichte Hülle ad absurdum geführt. Die Katze beißt sich in den Schwanz.

Die Lösung: Eine Lüftungsanlage. Diese ist - laut unserem Baubegleiter - kein überflüssiger Luxus, sondern im Neubau, aber auch laut anderen Fachleuten, die wir zu diesem Thema befragt haben, ein Muss.
So hat man mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen und den eben skizzierten Zielkonflikt in eine Win-Win-Situation umgewandelt: 1. Gutes Raumklima für die Bewohner. 2. Keine Schimmelgefahr für das Gebäude und 3. kein Heizen zum Fenster heraus. Durch eine kontrollierte Be- und Entlüftung - wie Gussek sie anbietet - lassen sich die Heizkosten weiter senken. Die Wärmerückgewinnung des Gerätes trägt ebenfalls dazu bei. 

Die Lüftungsanlage haben wir mit einem Pollen- und Feinstaubfilter sowie einen Ethalpiewärmetauscher ausgewählt. Letzterer sorgt dafür das im Winter im Haus die Luft nicht zu trocken wird und damit u.U. unangenehm für die Schleimhäute.



Interessant und von uns eine zeitlang favorisiert war das von Gussek angebotene  Lüftungsintegralgerät - ein kompaktes Gerät, welches die Funktionen Lüften, Heizen und Warmwasser bereiten vereint. Da wir mit Keller bauen in der Raumhöhe eines Nutzkellers hätten wir die lichte Raumhöhe für die Kelleraufstellung erhöhen müssen. Die Mehrkosten dafür hätten das Gerät in der Anschaffung unwirtschaftlich gemacht. Eine mögliche Aufstellung in  Abstellraum im EG macht keinen so rechten Sinn, wenn man einen Vollkeller hat! Die Energiekostenersparnis im Gegensatz zur gewählten Lösung der Gasbrennwerttechnik mit Solarthermie und Kontrollierter Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung ist nur marginal und liegt nach erfolgten Berechnungen im mittleren dreistelligen Bereich pro Jahr. Es lohnt sich also nicht. Hinzu kommt, dass nach Aussagen der Techniker getrennte Geräte besser ihre Funktion wahrnehmen können als die Kombigeräte. Die Vaillant-Brennwerttechnik mit Solarkollektoren auf dem Dach kann "besser" heizen, die Zehnder-Lüftungsanlage "besser" lüften als das Integralgerät, weil die anderen beiden in Ihren jeweiligen Technikbereichen unter den Spitzenreitern seien sollen. Und da Photovoltaik für die Kompensation der höheren Stromkosten aus den oben genannten Gründen bei uns nicht vernünftig möglich ist, wurde das ansonsten gute Lüftungsintegralgerät von Stiebel-Eltron nicht für unser Haus ausgewählt.

Wer sich für eine Wärmepumpe als Heiztechnik entscheidet muss einen Zweiten Stromzähler für Wärmepumpenstrom einbauen lassen. Dieser ist oft günstiger zu beziehen. So ein Zählereinbau soll nach meinen Infos einen Tausender kosten. Vielleicht verzichtet man auch auf den und bezieht zum regulären Strompreis welchen für die WP. In den Badezimmern müssen bei den Handtuchheizkörpern  zusätzliche Steckdosen für Heizpatronen eingeplant werden, die dann auch noch gekauft werden müssen.



Unsere Haustechnik:



Links hängt die Lüftungsanlage, in der Mitte die Gasbrennwerttherme, rechts der 300l-Solarwasserspeicher. Hinzu kommen 2 Solarkollektoren aufs Dach, die durch Sonnenlicht die Hälfte des benötigten Brauchwassers zur Verfügung stellen sollen.

https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=ygHvU8R31mI


Auf dem Foto sieht man unten links noch einen "Überraschungsgast", der ursprünglich nicht eingeplant war: Eine Wasserenthärtungsanlage. Bei uns im Stadtgebiet ist das Wasser extrem hart. Infolgedessen sind durch Kalkablagerungen mittelfristig Schäden an den Wasserleitungen und den Leitungen der Fußbodenheizung zu erwarten und durch Verkalkung lässt peu a peu die Effizienz nach. Um hier keine bösen Folgeschäden zu bekommen haben wir hier nochmals aufgerüstet. Das Ding kostet ca. 2500€! Weitere Vorteile von weichem Wasser werden wir beim Waschen merken. Unsere Waschmaschine lebt dann auch länger... - und das ganz ohne Calgon ;-)
Die Wäsche wird weicher und Kalkflecken auf Badfließen und Armaturen werden uns so hoffentlich  großenteils erspart bleiben...

Überraschungsgast Nummer 2 kann man erkennen, wenn man genau links neben die Gasbrennwerttherme schaut. Hierbei handelt es sich um eine Füll-Kombigerät, das der Gesetzgeber neu vorgeschrieben hat. Man muss jährlich seine Heizung wegen eines kleinen Druckverlustes mit etwas Wasser nachfüllen und da sich Trink- und Heizungswasser nicht vermischen dürfen schreibt die DIN EN 1717 vor entweder jährlich vom Fachmann dass mit Rahmenvertrag nachfüllen zu lassen oder es selber tun zu dürfen mit Erwerb und Installation dieses Gerätes für das "normgerechte Nachfüllen" für 285€. Wir haben das Gerät genommen und hoffen so Ruhe zu haben!



Das untere Foto zeigt links Muster der Metall- bzw. Edelstahl-Bodenlüftungsroste der Lüftungsanlage und rechts die Schlangen der Fußbodenheizung unter dem Estrich






Da wir mit Keller bauen, wird die Haustechnik auch (logischerweise) im Keller platziert. Das verursacht allerdings noch einige Zusatzkosten, die wir gern an andere Bauherren weiter geben möchten, damit man diese vorab einkalkulieren kann:

  • Die Lüftungsanlage benötigt eine Kondensathebeanlage (593€)

  • Dadurch das der Wassertank im Keller steht sind die Leitungswege in die Badezimmer im OG weit. Wenn man nicht immer viele Liter Wasser "durchlaufen" lassen möchte bis die gewünschte Temperatur erreicht wird, benötigt man eine Zirkulationsleitung mit Zirkulationspumpe und Zeitschaltuhr (599€)








  











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